Freiburger Bächlechor

"Frech, Fröhlich, Frivol" - Der Freiburger Show-Chor

2010                           

Der Bächlechor ruft zur Versammlung aller Werktätigen, dem

Parteitag                              

Einem wenig beachteten Kapitel deutscher Geschichte hat sich der Bächlechor in seinem letzten Programm "Parteitag" angenommen: Die Beschreibung des Werdegangs deutscher Komponisten der 20er Jahre, die dem linken Lager zugehörig waren.

Die Lieder der Komponisten Hans Eisler, Kurt Weil, Paul Dessau, die seismographisch die Geschehnisse in der Gesellschaft der 20er und beginnenden 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in Deutschland wiedergeben, sind zu Unrecht – vor allem im Westen – in Vergessenheit geraten. Diesen Komponisten, die mit Dichtern wie Berthold Brecht und Leon Feuchtwanger zusammenarbeiteten, drohte durch die Nationalsozialisten das gleiche Schicksal wie allen Menschen, die nicht in das Konzept der gleichförmigen, uniformen Masse passten.
Wer überleben wollte, musste ins Exil. Die ersten Stücke des Programms bringen diese Angst in einer deshalb eher düsteren Stimmung zum Ausdruck.

Die Künstler arbeiteten auch im Exil weiter, jedoch zum Teil in einem völlig anderen Genre. Umgesetzt durch den Bächlechor erklingen z.B. Musical-Kompositionen von Kurt Weil, die seit ihrer Uraufführung am Broadway in einer Starbesetzung leider kaum mehr zu hören waren. Mit einer veritablen "Besennummer" knüpft der Bächlechor hier an große Musicaltradition an.

Die Rückkehr der Exilanten ins zerstörte Deutschland wird musikalisch so zerrissen abgebildet, dass das Entsetzen über das Ausmaß der Zerstörung hörbar wird. Dieses Gefühl weicht dann – auch hier mit Inbrunst vorgetragen – der trügerischen Gewissheit, nun dem besseren Deutschland zu dienen, schließlich
sind die Meisten in die damalige sowjetische Besatzungszone, später die DDR, zurückgekehrt. Dort schuf man vermeintlich nicht nur eben das bessere Deutschland, sondern auch den besseren Menschen.
Den Absolutheitsanspruch verkörpert hier am deutlichsten das Lied von der Partei, die angeblich immer Recht hat. Wohin das führt, wird vom Bächlechor während des Singens dieses Liedes gezeigt: Es wächst die Mauer!

Bis zum Fall der Mauer ist es musikalisch dann noch ein weiter Weg, der bis hin zum DDR-Schlager führt. Doch die Mauer wird vom Volk eingerissen, Deutschland vereint. Vereint findet sich dann als Schlussbild die Nation vor dem (wieder-) vereinigten Sandmännchen wieder und dämmert dahin...

(Moderation: Steve Dase)